Fortsetzung zum Kletterunfall in Thalkirchen am 07.05.2014

Routenname: Tarnkappengriffe invertiert  Schwierigkeitsgrad 6+ Linie 154

Routenname: Tarnkappengriffe invertiert
Schwierigkeitsgrad 6+
Linie 154

Die "Unfallroute" - Einstiegsbereich bis zur ersten Expressschlinge. Die  Route verläuft rechts der Kante entlang der Elfenbeinfarbenen Griffe und Tritte.

Die „Unfallroute“ – Einstiegsbereich bis zur ersten Expressschlinge.
Die Route verläuft rechts der Kante entlang der Elfenbeinfarbe

Das ist die Unfallroute.

Laut  Mitteilung seitens der Wandbetreuer hat der Sicherer einen Halbautomaten der Firma Petzl, das grigri2 (neues Modell) und ein relativ neues Seil ( ca 10mm) mit recht glatter Oberfläche benutzt.  Zudem soll er Handschuhe getragen haben.

 

 

 

 

 

Kletterunfall in Thalkirchen am 07.05.2014

Am letzten Mittwoch – ich war selbst zur gleichen Zeit mit meinem Partner Peter  in Thalkirchen-  ereignete sich in der rechten, -der neueren – Halle am sog. Manitower  wieder einmal ein typischer Unfall. Die – sehr beeindruckende – Erstversorgung  und den Abtransport des Unfallopfers sowie die nachfolgende polizeiliche Unfallaufnahme konnte ich aus der Nähe mitverfolgen.
Unfallszenario DAV Kletterzentrum Thalkirchen 07.05.2014 Rechte Halle Manitower

Unfallszenario DAV Kletterzentrum Thalkirchen 07.05.2014
Rechte Halle Manitower

Nachfolgend erst einmal der Bericht darüber auf der münchen.tv-Seite
Zur Vereinfachung hier der Text im Originalzitat:
Mann stürzt von der Kletterwand und verletzt sich schwer, sein Sicherer wird leicht verletzt.
Am Mittwoch gegen 16.15 Uhr kletterte ein 24-jähriger Student in einer Kletterhalle und befand sich dabei auf einer Höhe von ca. 15 Metern. Gesichert wurde er dabei von einem 27-jährigen Bekannten. Nachdem er sich in dieser Höhe kurz ins Seil setzte um zu verschnaufen und kurze Zeit später wieder losklettern wollte, rutschte er mit den Füßen ab und verlor den Halt, so dass das Seil nur kurz entlastet worden ist. Da somit eine ruckartige Belastung fehlte, ist davon auszugehen, dass das Blockiersystem des Sicherungsgerätes außer Kraft gesetzt wurde und das Sicherungsseil so durch das Sicherungsgerät rutschte.

Obwohl der 27-jährige Sicherer noch versuchte, das Seil festzuhalten, stürzte der 24-jährige Student 15 Meter in die Tiefe. Dabei verletzte er sich so schwer (Sitzbeinfraktur), dass er mit einem Rettungshubschrauber zur stationären Behandlung in ein Klinikum gebracht werden musste. Der 27-Jährige Sicherer verletzte sich leicht. Er erlitt Verbrennungen an der rechten Hand und begab sich in ärztliche Behandlung.

rr/Polzeipräsidium München

und hier noch einmal aus der  Freitagsausgabe der Süddeutschen Zeitung

 

Schwerer Kletterunfall
Ein 24 Jahre alter Student ist am Mittwoch beim Klettern in der Anlage in Thalkirchenaus 15 Metern Höhe zu Boden gestürzt  und hat sich das Sitzbein gebrochen. Der Mann hatte sich in der Wand kurz ins Seil gesetzt,  um zu verschnaufen. Kurz darauf wollte er wieder weiterklettern. Dabei rutschte er aber mit den Füßen ab. Offenbar   versagte das Blockiersystem  des Sicherungsgerätes, und er fiel zu Boden. Sein  27 Jahre alter Begleiter, der ihn sicherte, versuchte noch, das Seil festzuhalten, hatte der Wucht des Sturzes jedoch nichts entgegenzusetzen. Der 24-Jährige konnte sich mit seinem Bruch überhaupt nicht mehr bewegen und musste mit einem Hubschrauber in eine Klinik gebracht werden. Der 27Jährige erlitt Verbrennungen an der Hand.   EFU

(Süddeutsche Zeitung, Freitag, 9.Mai 2014, Nr. 106  R4 )

Über die wie üblich von wenig Sachkenntnis zeugenden Berichte möchte ich an dieser Stelle nichts sagen.
Vielmehr geht es mir um den Unfallhergang an sich, die benutze Sicherungstechnik und das „Können“ bzw. das Verhalten der Kletterer und insbesondere der Sichernden.

Soweit ich das Unfallszenario beobachten konnte hatte der Sichernde einen sog. Halbautomaten benutzt. Diese Geräte zeichnen sich dadurch aus, dass sie – korrekte Handhabung vorausgesetzt – in der Grundkonfiguration  bei Belastung blockieren.  Der Schwellwert, also die Intensität der Belastung, bei der der Blockiermechanismus ausgelöst wird hängt vom Gerätetyp, vom Seildurchmesser und der Beschaffenheit der Seiloberfläche (Mantelrauigkeit) ab. Auch die Winkel unter denen das Seil in das Gerät hinein und wieder hinaus läuft, haben hier Einfluss.
Sicher in ihrer Funktionalität sind alle Halbautomaten.  Aber es handelt sich hier stets um komplexe Mechanismen sowie  Bewegungs- und Handlungsabläufe, die einfach intensiv eingeübt werden müssen.

Für mich weisen Formulierungen wie  „Offenbar versagte das Blockiersystem des Sicherungsgerätes “  oder „…..ist davon auszugehen, dass das Blockiersystem des Sicherungsgerätes außer Kraft gesetzt wurde..“  in eine völlig falsche Richtung, nämlich  der Annahme, die Geräte seien unsicher und können versagen. Das ist schlichtweg falsch.

Richtig bedient, funktionieren alle heute auf dem Markt befindlichen Halbautomaten, ebenso die  derzeit meist verwendete  Tube und die  klassische   „HMS-Methode“  einwandfrei.

Die Krux liegt bei den Kletterern selbst.  Sie haben häufig keine Vorstellung  von den Kräften, die bei Sturzbelastung auf das gesamte Sicherungssystem. also Gerät und Mensch einwirken, sind unerfahren mit den Geräten, stehen falsch  und sind meist auch noch unaufmerksam.

Ich werde in den nächsten Tagen versuchen,  noch ein paar Fakten  zu dem aktuellen Unfall zusammen zu tragen und stelle diese dann hier zur Diskussion.

Also bleibt dran, Freunde und Interessierte