Fortsetzung 2, Großglockner, direkte Nordostflanke Kleinglockner – „1000m Eis über der Pasterze“

Es geht weiter:

Großglockner mit der  Nordostflanke (Glocknerkarkamp  über dem äußerem Glocknerkar. Zentral durch diese Flanke verläuft unsere Route.  Die offizielle Bezeichnung lautet Direkte Kleinglockner Nordostflanke - links durch den Meletzkigrat und rechts durch den Lammerweg begrenzt.   Das Foto wurde mir freundlicherweise von Hannes Felber aus München zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank  dafür.

Großglockner mit der Nordostflanke (Glocknerkarkamp über dem äußerem Glocknerkar. Zentral durch diese Flanke verläuft unsere Route. Die offizielle Bezeichnung lautet Direkte Kleinglockner Nordostflanke – links durch den Meletzkigrat und rechts durch den Lammerweg begrenzt.
Das Foto wurde mir freundlicherweise von Hannes Felber aus München zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank dafür.

Durch das äußere Glocknerkar kommen wir im optimalen Trittfirn recht zügig voran und stehen bald unter dem furchteinflößenden ersten Eiswulst. Laut Angabe im Anstiegsblatt haben wir es mit 60°-70° zu tun. Dazu  ist das Eis hart – von Firn keine Rede -.  Das ist nun etwas total neues für uns. Aber wir wollen den Eiswulst durchklettern und entscheiden uns gegen eine Umgehung rechts oder links.
Mit dem Pickel  und einem Eishaken versuche ich es direkt  – keine Chance -. Ich komme keinen Meter vom Standplatz weg. Es drückt mich sofort beim ersten Antreten wieder aus der Wand heraus. Günther geht es nicht anders. Nach einigen Versuchen unsere Technik darauf einzustellen – vergebens – suchen wir den Wulst nach Schwachstellen ab. Nach ein paar Metern ansteigender Querung nach rechts in Richtung der Begrenzungsfelsen öffnet sich der Blick in eine Art Rampe, die sich von rechts unten nach links oben durch den Eiswulst zieht.  Das ist der Schlüssel. Sehr ausgesetzt  und ohne Zwischensicherungen – woher nehmen – steigen wir durch den Wulst. Eine oder zwei  Seillängen weiter – Günther ist gerade im Vorstieg – durchschießt ein scharfer Schmerz meinen Bauch. Ich kenne das. Nur durch den sofortigen Besuch eines stillen Örtchens – mit sofort meine ich binnen Sekunden -, lässt sich eine Katastrophe verhindern.
Aber hier ?  Am Standplatz ? Es hilft nichts. Ich schreie „Halt Dich fest, ich muss mal ! „. Günther schlägt einen Eishaken und hängt seine Selbstsicherung ein. Ich lasse das Seil los und reiße  meine Hose herunter ……………….
Noch zweimal wiederholt sich dieses unwürdige Spektakel in den folgenden Seillängen. Gut dass wir die einzige Seilschaft waren und dass uns auch niemand beobachtet hat – so dachte ich jedenfalls im Moment -.
Der Anstieg gestaltet sich weiterhin kurzweilig.  Am zweiten Eiswulst gibt es einen diesmal etwas ernsteren Zwischenfall. Ich stehe oberhalb  in meiner Standstufe, gesichert mit einer Schraube und dem zur Hälfte eingerammten Pickel.   Um ein wenig die Aussicht und den gewaltigen Tiefblick auf die Pasterze zu genießen. stehe ich beim Nachsichern mit  dem Gesicht talwärts. Meine zwei Selbstsicherungsschlingen sind auch schön lang. Man will es ja bequem haben.
Die Strafe folgt auf dem Fuß. Günther rutscht mitten im Eiswulst mit den Frontalzacken ab. Mich reißt der Sturzzug natürlich vom Stand. In unwürdiger Position – Kopf nach unten, die Füße liegen auf der Standstufe – finde ich mich wieder. Das Seil habe ich nicht losgelassen. Auch in dieser Lage funktioniert die Schultersicherung noch. Ein Blick auf meine Standplatzsicherung. Der ganze Zug liegt auf dem eingerammten Pickel. Die Schlinge an der Eisschraube ist locker. Glück gehabt.
Es geht ein paar problemlose Seillängen in flacherem Gelände –  die Einheimischen nennen diesen Bereich das Lammereis -weiter, bis wir plötzlich  von starkem Schneefall überrascht werden – Sicht null -. Kompass und  Höhenmesser haben wir nicht. Was hilft in dieser Situation: Biwaksack und eine gemütliche  Brotzeit.
Irgendwann hört es auf zu schneien. Nach wie vor sehen wir gerade so unsere Füße. Vorsichtig gehen wir in Richtung der maximalen Steigung weiter. Als das Gelände eben wird und kurz danach vor uns beginnt abzufallen, vermuten wir irgendwo zwischen Kleinglockner und Adlersruhe zu sein – im Bereich des Glockner-Normalanstiegs. Wir wenden uns 90° nach links. Bald darauf taucht die Erzherzog-Johann-Hütte im Nebel auf. Der Abstieg zur Pasterze verläuft entspannt. Das Wetter ist wieder gut und die Sicht perfekt.
Auf der Hofmannshütte erzählen uns die beiden Mädchen, sie hätten unseren Aufstieg beobachtet und auf meine Frage, ob sie den Zwischenfall am zweiten Eiswulst gesehen hätten, meinen sie „ja, den auch !“

Und heute,  über 40 Jahre später ?
Die Hofmannshütte ist mittlerweile stillgelegt und vielleicht schon abgerissen.Auf aktuellen Bildern scheinen die Eiswülste abgeschmolzen zu sein und das äußere Glocknerkar dürfte komplett schneefrei zu sein.
Vielleicht schaffe ich es dieses  Jahr einmal wieder dorthin. Dann kann ich mir ein persönliches  Bild von der Lage machen.

 

Großglockner  mit innerem (links) und äußerem Glocknerkar (rechts) getrennt durch den Meletzkigrat.  Durch das innere Glocknerkar läuft auch die Normalroute von der Pasterze zur Adlersruhe (Erzherzog-Johann-Hütte).Kanpp rechts der Bildmitte der Johannisberg. Das Foto wurde mir freundlicherweise von Hannes Felber aus München zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank  dafür.

Großglockner mit innerem (links) und äußerem Glocknerkar (rechts) getrennt durch den Meletzkigrat. Durch das innere Glocknerkar läuft auch die Normalroute von der Pasterze zur Adlersruhe (Erzherzog-Johann-Hütte).Kanpp rechts der Bildmitte der Johannisberg.
Das Foto wurde mir freundlicherweise von Hannes Felber aus München zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank dafür.

Es scheint übrigens eine Initiative zur Rettung der Hofmannshütte zu geben. Einen Hinweis darauf habe ich bei facebook gefunden. Dort gibt es eine gleichnamiige Gruppe.
Ich hoffe, in den nächsten Tagen noch ein paar Informationen zu bekommen – bin gespannt -.
Ein schönes Winterfoto vom Übergang Kleingloickner/Großglockner habe ich noch gefunden. Hier der Link dazu.
http://www.krone.at/Nachrichten/Winterfotos_Kaernten-Diashow-19678/bild__251/

Und am Ende noch einmal der Hinweis auf den  Alpenvereinsführer  Glocknergruppe und Granatspitzgruppe aus dem Hause Rother ( http://www.rother.de/index.htm ) und der Feder des legendären Willi End (Jahrgang 1921, derzeit aktiv bei der Bearbeitung neuer Auflagen diverser Alpenvereinsführer ).

Glocknerführer_Bergverlag-Rother

 

 

 

 

 

 

 

 

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