Es war einmal – Fuscherkarkopf (3336m)-Nordwand und Großglockner, direkte Nordostflanke (Kleinglockner)

26.-30.08.1970, Hofmannshütte

Die ersten Eistouren stehen an.
Ich kaufe mir die hochaktuellen Stubai Tirol Steigeisen – mit 4 Frontalzacken !!! -.  Ich habe sie noch, aber sie fristen in der Garage ein trauriges Dasein. Ein Eispickel mit Hickory-Schaft, eine Eisschraube – auch ganz modern – sowie 2 Eishaken zum Einschlagen, dann ist die Eisausrüstung komplett. Wir   – mein Kletterpartner Günther Feigl aus Weilheim und ich – entscheiden uns für die Glocknergruppe mit Stützpunkt Hofmannshütte.

27.08.1970, Unsere erste Tour sollte die Fuscherkarkopf Nordwand sein.

Auszug aus dem Alpenvereinsführer Glocknergruppe, 10. Auflage, 2003 v. Willi End – dazu später mehr -:
Route Nr. 1419, Erstbegehung F. Riegele u. H. Angerer am 08.09.1923.  Wandhöhe 300m, 40-45°, Wandmitte bis 50° je nach Zustand.

Foto: (c) Willi End, Alpenvereinsführer Glocknergruppe und Granatspitzgruppe » mit freundlicher Genehmigung des Bergverlag Rother, München (www.rother.de)«

Foto: (c) Willi End,
Alpenvereinsführer Glocknergruppe und Granatspitzgruppe
» mit freundlicher Genehmigung des Bergverlag Rother, München (www.rother.de)«

 

Heute  ist die Wand  großteils ausgeapert und nur noch ein Schatten ihrer selbst.

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Am Wandfuß treffen wir eine Zweierseilschaft bei der Brotzeit. Nachdem wir es auch nicht eilig haben, beschließen wir auch, uns bei einer kleinen Stärkung mit der ungewohnten Umgebung und insbesondere mit der Ausrüstung vertraut zu machen. Die andere Seilschaft sieht ziemlich profimäßig aus. Wir haben Angst, als Greenhorns dazustehen.

Die Fuscherkarkopf Nordwand steht in makellosem Weiß und ohne Begehungsspuren sehr beeindruckend über uns.

Nachdem die andere Seilschaft weiterhin keine Anstalten macht, einzusteigen, starten wir. Und es geht überraschend gut. Der Firn ist optimal und in Wechselführung sind wir ohne Zwischensicherungen schnell weit oben. Die andere Seilschaft folgt in großem Abstand.

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Konditionell sind wir gut drauf und nach zwei Stunden sind wir am Gipfel. Einige  Zeit später sind auch die anderen da. Sie erzählen uns, am Einstieg extra gewartet und uns den Vortritt gelassen zu haben, da dies ihre erste Eistour sei und wir wie Profis ausgesehen hätten.

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Im Hintergrund der Großglockner mit Palavicini-Rinne und unserem nächsten Ziel, der direkten Nordostflanke des Kleinglockner. Deutlich zu erkennen sind die beiden Eiswülste knapp unter der Wandmitte.

Die anderen wählen als Abstiegsweg den NW-Grat, wir entscheiden uns für einen Direkt-Abstieg durch die brüchige Flanke der Sog. Gamsgrube in Richtung Pasterze. Es ist unglaublich gefährlich. Riesige Platten kommen durch unsere Trittbelastung aus der Gleichgewichtslage und  driften mit uns abwärts. Wir sind heilfroh, unten gesund anzukommen. Das war zwar ein klasse Schnellabstieg, aber auch eine Lehrstunde. Laut Glocknerführer handelt es sich bei diesem Abstiegsweg um die Südwestwand (Route Nr. 1415).

Foto: (c) Willi End, Alpenvereinsführer Glocknergruppe und Granatspitzgruppe » mit freundlicher Genehmigung des Bergverlag Rother, München (www.rother.de)«

Foto: (c) Willi End,
Alpenvereinsführer Glocknergruppe und Granatspitzgruppe
» mit freundlicher Genehmigung des Bergverlag Rother, München (www.rother.de)«

Der Erfolg am Fuscherkarkopf stärkt unser Selbstbewusstsein und wir fühlen uns zu Höherem berufen.

28.08.1970 Großglockner direkte Nordostflanke

Über diese Tour hatte ich einen Artikel im Alpinismus gelesen und sie drängt sich als spektakuläre Linie förmlich auf. Im og. Glockner-Führer gibt es eine Reihe sehr informativer Fotos dazu. Insbesondere das Bild auf Seite 283 gibt die Eis-Verhältnisse zum damaligen Zeitpunkt exakt wieder. Die Route Nr. 1049  führt zunächst durch das Äußere Glocknerkar und dann mehr oder weniger direkt über die beiden Eiswülste des Kleinglocknerkees. Rechts befindet sich die Lammer-Route (R1050) und links der Meletzkigrat bzw. das Glocknerkarkamp (R1046).

 

Foto: (c) Willi End, Alpenvereinsführer Glocknergruppe und Granatspitzgruppe » mit freundlicher Genehmigung des Bergverlag Rother, München (www.rother.de)«

Foto: (c) Willi End,
Alpenvereinsführer Glocknergruppe und Granatspitzgruppe
» mit freundlicher Genehmigung des Bergverlag Rother, München (www.rother.de)«

 

Hier schon einmal ein  kleiner Eindruck

Großglockner direktes äußeres Glocknerkar. Wir steigen  von rechts nach links über eine Eisrampe durch den Wulst.

Großglockner direktes äußeres Glocknerkar.
Wir steigen von rechts nach links über eine Eisrampe durch den Wulst.

Unsere Sicherungstechnik ist haarsträubend – aus heutiger Sicht -. Wir hatten nur Brustgurte, konkret eines der üblichen Modelle von Salewa oder Edelrid, bestehend aus 4 Lagen Kernmantelreepschnur. An den Standplätzen haben wir eine  Eisschraube gesetzt oder einen Eishaken geschlagen. Dazu wurde der Pickel, so gut es ging, in den Firn gerammt. Schultersicherung war obligatorisch.  Ein kleiner Zwischenfall am zweiten Eiswulst zeigte die Fragwürdigkeit unserer Sicherungstechnik sehr deutlich.

Demnächst geht es weiter – wenn ich wieder Zeit habe  :)))

 

 

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