Fortsetzung Großglockner direkte Nordostflanke (Kleinglockner) – „Tausend Meter Eis über der Pasterze“

Ob es heute immer noch „tausend Meter Eis über der Pasterze“  sind, möchte ich stark bezweifeln. Auf allen aktuelleren Bildern, die ich in letzter Zeit gesehen habe, dürfte das Eis erst im Bereich des ehemaligen ersten Eiswulstes beginnen. Dieser scheint mir zwischenzeitlich auch komplett abgeschmolzen zu sein – Ein Bild des Jammers -.

Glockner_Alpinismus_Anstiegsblatt_1a_klein

Glockner_Alpinismus_Anstiegsblatt_2b_kleinBei den 2 Abbildungen handelt es sich um abgescannte Seiten aus dem Alpinismus-Heft Nr. 5 vom Mai 1969, dem sogenannten Anstiegsblatt I-IV  5/69.
Text und Fotos stammen vom Erstbegeher Thomas Hanschke, den ich vor wenigen Tagen ausfindig machen konnte. Er ist seit kurzem Präsident der TU-Clausthal und hat mir in einer sehr netten E.mail  die Verwendung dieses Bild- und Textmaterials gestattet. Herzlichen Dank dafür auch an dieser Stelle.

Am 28.08.1970 ist es dann soweit. 

Größglockner_DAG_EW_1

Man beachte die „moderne“ Sicherungstechnik

Größglockner_DAG_EW_2

Der Autor bei vergeblichen Bemühungen, den Eiswulst in Falllinie anzugehen. Im Hintergrund erkennt man grob die Steilheit.

Glockner_Eistour_1

So hat es dann geklappt. Auf einer Eisrampe diagonal von rechts nach links über den Wulst – ohne Zwischensicherung -.

 

Größglockner_DAG_oberhalb der Eiswülste

Rechts am Gletscherrand erkennt man den Felsgrat der Lammerroute dort bricht das äußere Glocknerkar zum inneren Glocknerkar ab.

Fortsetzung folgt.

Alpinismus mit Handicap – Bigwall-Klettern im Yosemite – El Capitan Zodiac – drei Männer, vier Beine, fünf Arme –

Auch im Behindertensport ist Klettern mittlerweile Trumpf.
Jede Woche sehen wir im Kletterzentrum Thalkirchen Rollstühle  unter den verschiedenen Routen stehen, während sich deren Insassen hoch in der  Wand austoben  – so wie wir eben -.
Angefangen hat wohl alles mit „Linda’s Geschichte“.
Daraus entstanden  ist die Initiative „Ich will da rauf“ des Vereins IWDR e.V., prominent unterstützt von den „Huber Buam“ Alexander und Thomas Huber.

Auch die Medien  widmen sich diesem Thema immer öfter, zuletzt in der Süddeutschen Zeitung vom Wochenende (Nr. 52, Samstag/Sonntag, 2./3.März 2013, Wochenende Draussen V2/7) unter dem Titel „Gibst Du mir bitte meinen Fuß?“  Im digitalen Archiv ist der Artikel für Abonnenten des SZ-Digital-Pakets zu finden.

Wer die SZ nicht hat und auch kein Digital-Abonnent ist, muß auf die Story aber nicht verzichten. Glücklicherweise hat sich auch RollingPlanet, das führende Online-Portal für Menschen mit Behinderung in einem aktuellen Beitrag dieser Geschichte angenommen.

http://rollingplanet.net/2013/03/11/craig-demartino-jarem-frye-und-pete-davis-sind-die-behinderten-affen/

Über die Route Zodiac am El Capitan gibt es jede Menge Infos im Web   z.B. unter

http://www.seilwurf.de/hirsch/other/zodiac.html


und Youtube Videos:

http://www.youtube.com/watch?v=Tyv3kb30aws
(Teil 1)
sowie
http://www.youtube.com/watch?v=SyEvnvlH0Q0
(Teil 2).

Viel Spaß bei dieser wunderbaren Geschichte.

 

Es war einmal – Fuscherkarkopf (3336m)-Nordwand und Großglockner, direkte Nordostflanke (Kleinglockner)

26.-30.08.1970, Hofmannshütte

Die ersten Eistouren stehen an.
Ich kaufe mir die hochaktuellen Stubai Tirol Steigeisen – mit 4 Frontalzacken !!! -.  Ich habe sie noch, aber sie fristen in der Garage ein trauriges Dasein. Ein Eispickel mit Hickory-Schaft, eine Eisschraube – auch ganz modern – sowie 2 Eishaken zum Einschlagen, dann ist die Eisausrüstung komplett. Wir   – mein Kletterpartner Günther Feigl aus Weilheim und ich – entscheiden uns für die Glocknergruppe mit Stützpunkt Hofmannshütte.

27.08.1970, Unsere erste Tour sollte die Fuscherkarkopf Nordwand sein.

Auszug aus dem Alpenvereinsführer Glocknergruppe, 10. Auflage, 2003 v. Willi End – dazu später mehr -:
Route Nr. 1419, Erstbegehung F. Riegele u. H. Angerer am 08.09.1923.  Wandhöhe 300m, 40-45°, Wandmitte bis 50° je nach Zustand.

Foto: (c) Willi End, Alpenvereinsführer Glocknergruppe und Granatspitzgruppe » mit freundlicher Genehmigung des Bergverlag Rother, München (www.rother.de)«

Foto: (c) Willi End,
Alpenvereinsführer Glocknergruppe und Granatspitzgruppe
» mit freundlicher Genehmigung des Bergverlag Rother, München (www.rother.de)«

 

Heute  ist die Wand  großteils ausgeapert und nur noch ein Schatten ihrer selbst.

Fuscherkarkopf_270870_3

Am Wandfuß treffen wir eine Zweierseilschaft bei der Brotzeit. Nachdem wir es auch nicht eilig haben, beschließen wir auch, uns bei einer kleinen Stärkung mit der ungewohnten Umgebung und insbesondere mit der Ausrüstung vertraut zu machen. Die andere Seilschaft sieht ziemlich profimäßig aus. Wir haben Angst, als Greenhorns dazustehen.

Die Fuscherkarkopf Nordwand steht in makellosem Weiß und ohne Begehungsspuren sehr beeindruckend über uns.

Nachdem die andere Seilschaft weiterhin keine Anstalten macht, einzusteigen, starten wir. Und es geht überraschend gut. Der Firn ist optimal und in Wechselführung sind wir ohne Zwischensicherungen schnell weit oben. Die andere Seilschaft folgt in großem Abstand.

Fuscherkarkopf_270870_2

Konditionell sind wir gut drauf und nach zwei Stunden sind wir am Gipfel. Einige  Zeit später sind auch die anderen da. Sie erzählen uns, am Einstieg extra gewartet und uns den Vortritt gelassen zu haben, da dies ihre erste Eistour sei und wir wie Profis ausgesehen hätten.

Fuscherkarkopf_270870_4

Im Hintergrund der Großglockner mit Palavicini-Rinne und unserem nächsten Ziel, der direkten Nordostflanke des Kleinglockner. Deutlich zu erkennen sind die beiden Eiswülste knapp unter der Wandmitte.

Die anderen wählen als Abstiegsweg den NW-Grat, wir entscheiden uns für einen Direkt-Abstieg durch die brüchige Flanke der Sog. Gamsgrube in Richtung Pasterze. Es ist unglaublich gefährlich. Riesige Platten kommen durch unsere Trittbelastung aus der Gleichgewichtslage und  driften mit uns abwärts. Wir sind heilfroh, unten gesund anzukommen. Das war zwar ein klasse Schnellabstieg, aber auch eine Lehrstunde. Laut Glocknerführer handelt es sich bei diesem Abstiegsweg um die Südwestwand (Route Nr. 1415).

Foto: (c) Willi End, Alpenvereinsführer Glocknergruppe und Granatspitzgruppe » mit freundlicher Genehmigung des Bergverlag Rother, München (www.rother.de)«

Foto: (c) Willi End,
Alpenvereinsführer Glocknergruppe und Granatspitzgruppe
» mit freundlicher Genehmigung des Bergverlag Rother, München (www.rother.de)«

Der Erfolg am Fuscherkarkopf stärkt unser Selbstbewusstsein und wir fühlen uns zu Höherem berufen.

28.08.1970 Großglockner direkte Nordostflanke

Über diese Tour hatte ich einen Artikel im Alpinismus gelesen und sie drängt sich als spektakuläre Linie förmlich auf. Im og. Glockner-Führer gibt es eine Reihe sehr informativer Fotos dazu. Insbesondere das Bild auf Seite 283 gibt die Eis-Verhältnisse zum damaligen Zeitpunkt exakt wieder. Die Route Nr. 1049  führt zunächst durch das Äußere Glocknerkar und dann mehr oder weniger direkt über die beiden Eiswülste des Kleinglocknerkees. Rechts befindet sich die Lammer-Route (R1050) und links der Meletzkigrat bzw. das Glocknerkarkamp (R1046).

 

Foto: (c) Willi End, Alpenvereinsführer Glocknergruppe und Granatspitzgruppe » mit freundlicher Genehmigung des Bergverlag Rother, München (www.rother.de)«

Foto: (c) Willi End,
Alpenvereinsführer Glocknergruppe und Granatspitzgruppe
» mit freundlicher Genehmigung des Bergverlag Rother, München (www.rother.de)«

 

Hier schon einmal ein  kleiner Eindruck

Großglockner direktes äußeres Glocknerkar. Wir steigen  von rechts nach links über eine Eisrampe durch den Wulst.

Großglockner direktes äußeres Glocknerkar.
Wir steigen von rechts nach links über eine Eisrampe durch den Wulst.

Unsere Sicherungstechnik ist haarsträubend – aus heutiger Sicht -. Wir hatten nur Brustgurte, konkret eines der üblichen Modelle von Salewa oder Edelrid, bestehend aus 4 Lagen Kernmantelreepschnur. An den Standplätzen haben wir eine  Eisschraube gesetzt oder einen Eishaken geschlagen. Dazu wurde der Pickel, so gut es ging, in den Firn gerammt. Schultersicherung war obligatorisch.  Ein kleiner Zwischenfall am zweiten Eiswulst zeigte die Fragwürdigkeit unserer Sicherungstechnik sehr deutlich.

Demnächst geht es weiter – wenn ich wieder Zeit habe  :)))